Medien-Tsunami nach dem Tsunami

Medien-Tsunami nach dem Tsunami

Nach Japan ist nichts mehr wie zuvor! Das Land der aufgehenden Sonne wurde gleich dreifach getroffen. Erdbeben, Tsunami und jetzt auch noch eine Atomkatastrophe von nicht absehbaren Ausmaßen. Schreckliche Bilder flimmerten uns da am vergangenen Wochenende ins Haus. Ganze Orte von Monsterwellen weggespült als wären es Sandburgen. Tausende Menschen kamen in den Naturgewalten biblischen Ausmaßes ums Leben. Japan braucht Hilfe und Beistand.

Selbstverständlich muss auch hierzulande über Nutzen und Risiko der Kernkraft nachgedacht werden. Die Bundeskanzlerin hat entsprechende Vorschläge bereits auf den Tisch gelegt. Nur muss sie, wie die ganze Politik darauf  achten, dass sie sich nicht zum Gejagten der Medien macht. Denn nach dem Tsunami in Japan brach der Medien-Tsunami über die deutschen Medienkonsumenten herein.  Stundenlang hyperventilierten Moderatoren, führten Interviews mit Korrespondenten in Tokio, die teilweise weniger wussten als die Redakteure in den  Sendezentralen und wurden wirkliche und selbst ernannte Experten von Studio zu Studio weitergereicht. Ein Brennpunkt jagte den nächsten – ein Nachrichten-Extra das nächste!

Die Folge war eine tiefe Verunsicherung der Zuschauer und der Mangel von Jodtabletten in deutschen Apotheken. Denn der Trend der Story wendete sich von Japan nach Deutschland. Gerade so als sei hierzulande minütlich mit der Kernschmelze zu rechnen, konnten sich die Weltuntergangspropheten flankiert von Politikern medial austoben, die es ja schon immer gewusst haben und nicht wegen des laufenden Wahlkampfs, sondern nur aus „ehrlicher Sorge“ die Alarmglocken läuten. Die humanitäre Katastrophe in Japan verkam so zum Stichwort für die bekannte „German Angst „.

Ein wenig mehr Gelassenheit wäre manchmal mehr. Es würde uns alle vor dem politischen Tunnelblick bewahren, der nicht unbedingt bessere Einsichten bringt. Im Moment verhindert das eine leidlich bekannte Mediendramaturgie. Die Medien müssen wachsam sein – auch sich selbst gegenüber, sonst laufen sie Gefahr nicht mehr ernst genommen zu werden, weil sie ihr Publikum geradezu inflationär mit  Themenfluten überspülen. Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem das Publikum nur noch mit den Achseln zuckt und sich abwendet.

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