Der wilde Kaiser

Der wilde Kaiser

Franz Beckenbauer reiste extra nach Durban, um Münchens Olympia-Bewerbung zu unterstützen und erlebte eine Abstimmung, die alle Erwartungen unterbot. Hätte die Delegation aus Bayern bei der finalen Präsentation ordentlich gepatzt, hätte das Stimmergebnis kaum schlechter ausfallen können. München sei von den europäischen IOC-Mitgliedern genauso verraten worden, wie das französische Annecy, zürnte der Kaiser und wurde wild. Egoismen und wirtschaftliche Interessen hätten die entscheidende Rolle bei den Entscheidern gespielt- nicht nur die des IOC.
Recht hat er! Es ist kaum vorstellbar, dass jemand, der, wie ein prominentes Komitee-Mitglied aus einem sehr kleinen europäischen Staat, ein Aktienpaket der Korean-Airlines besitzt, ganz ohne Interessenkonflikt in dieser Sache handelte. Andere Durban-Reisende sprachen sogar deftig von einer „reinen Verarsche „, die da gelaufen sei.
Bei der ganzen Olympiabegeisterung haben wir wohl nicht zur Kenntnis nehmen wollen, dass der Olympische Gedanke beim IOC längst nicht mehr zuhause ist. Es agiert bei seiner Vergabe wie ein großes Franchise-Unternehmen, dass seine Lizenzen wie Mc Donalds an die Standorte vergibt, die den meisten Profit versprechen. Wie ausgeprägt diese Überlegungen in der olympischen Bewegung schon sind, hatten ja auch schon Entscheidungen für Sotschi und Rio de Janiero gezeigt. Dort wollen die Hauptsponsoren des IOC die Märkte erobern.
Wenn heute Meldungen verbreitet werden, wonach die Münchner aus den Reihen des IOC ermuntert werden, einen neuen Anlauf für Olympia 2022 zu unternehmen, sollte man sich das in aller Ruhe und vor allem gut überlegen, ob man Zeit, Geld und das Herzblut vieler engagierter, guter Menschen aus allen Bereichen unserer Gesellschaft noch einmal dafür aufwenden will.

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