Das Mediengericht tagt

Das Mediengericht tagt

In meiner Kinderzeit gab es eine beliebte Fernsehsendung mit dem schönen Titel „Das Fernsehgericht tagt“. Dort wurden größere und kleinere Rechtsstreitigkeiten verhandelt. Irgendwie erlebt man derzeit ein Déjàvu. Seit Mittwoch tagt das Mediengericht in Permanenz zum „Fall“ Karl-Theodor zu Guttenberg. Im Unterschied zu früher sparen sich die Redaktionen aber den Verteidiger und legen die Funktionen von Ankläger und Richter „praktischer Weise“ gleich zusammen. Wen wundert es, wenn da das Urteil schnell gesprochen ist. Stimmen der Vernunft, die meinen, man sollte erstmal abwarten, was die für die inkriminierte Doktorarbeit zu Guttenbergs zuständige Uni dazu meint, dringen im Verurteilung-Wirrwarr nicht mehr durch. Hinweise wie, dass es wohl in jeder wissenschaftlichen Arbeit Fehler und unterlassene Kennzeichen für Zitate gibt, werden schlicht nicht mehr zur Kenntnis genommen – ebenso wie die Erklärungen und Statements des Bundesverteidigungsministers zu Guttenberg. Das könnte ja das schöne KTG-Bashing stören, in dem man sich so herrlich sottisenreich suhlen kann.

Nebenbei: Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht? Aber nehmen Sie nicht auch, wie jener wackere Juraprofessor aus Bremen(!) gerne mal eine Doktorarbeit zur Hand, die sie eigentlich seit Jahren schon mal lesen wollten. Bisher kamen Sie aber nicht dazu. Jetzt hat es endlich gepasst, vielleicht weil das Fernsehprogramm immer schlechter wird. Dass der Jurist, der an der Weser für juristischen Nachwuchs sorgt, ganz nebenbei für die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung arbeitet und zum „Institut Solidarische Moderne“ gehört, das von der bekannten Freundin der Wahrheit, Andrea Ypsilanti, begründet wurde, ist sicherlich ein Zufall, ebenso, wie die Tatsache, dass seine „Rezensionsergebnisse“ kurz vor der Hamburger Bürgerschaftswahl erschienen, die den Wahlmarathon des Jahres 2011 eröffnet. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt – oder gar vermutet!

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