Der fixe Siggi und die Liga der Scheinheiligen
SPD-Chef Gabriel gehört zu der Spezies von Politikern, die deutlich wahrnehmbar schneller reden als sie denken können. An diesem Wochenende lieferte er wieder einmal ein paar hübsche Beweise dafür. Da zweifelt er an, dass der gerade gefundene Kompromiss in Sachen Hartz IV verfassungsgemäß ist, obwohl er selbst dem Ergebnis des Vermittlungsausschusses im Bundestag zustimmte – gerade so als versuche er den Wählern „glaubhaft“ zu machen, man könne gleichzeitig für und gegen ein Projekt sein. Dabei unterstreicht sein Verhalten nur, dass seine politischen Handlungen zwischen Orientierungs- und Verantwortungslosigkeit hin und her schwanken.
Zwei Atemzüge später reiht sich der fixe Siggi in die Liga der Scheinheiligen ein, als er das Festhalten der Kanzlerin an ihrem Verteidigungsminister zum Schaden für unsere Demokratie hochstilisiert. Man reibt sich verwundert die Augen und fragt sich, wie der Spitzengenosse mit diesem ethischen Anspruch eigentlich Kandidaten wie Kurt Beck unterstützen kann, dessen Regierungshandeln in Mainz von fünf Skandalen in fünf Jahren geprägt ist. Mit dem Versenken von über 300 Millionen € Steuergeldern am Nürburgring bis zur Staatsknete für einen guten Freund, der mal eben in seinem Wahlkreis ein Schlosshotel baut, hat der Problembär seinem Bundesland den schönen Namen Rheinland-Filz eingetragen. Übertroffen wird der sozialdemokratische Kugelblitz noch von Beck, selbst, der sich an diesem Wochenende mit dem Brustton der Empörung über Karl-Theodor zu Guttenberg äußerte . Das ist dann von ähnlicher Qualität, wie die Einlassungen eines Jürgen Trittin, der als Umweltminister mit seinen Vorschlägen zur Förderung der Windenergie mittels Steuergeld „Familiensinn“ bewies und sich eigentlich nie so recht von seiner Sympathiebekundung für die Verherrlichung des Mordes an Generalbundesanwalt Buback und seinen Begleitern in der Hochzeit RAF-Terrors distanzierte – oder wie der moralische Anspruch des Gregor Gysi, der sich nicht kritisch genug über zu Guttenberg auslassen kann, ungeachtet der immer noch nicht geklärten Beziehungen während seiner Anwaltstätigkeit zum Stasi-System der DDR. Die Liste von rot-grünen Politikern, die nicht gerade über Zweifel erhaben sind, ließe sich fortsetzen (und wir werden das im BAYERNKURIER auch tun). In der Bibel gab es da doch was mit dem Splitter im Auge des Nächsten….