Partnerwahl auf türkisch
Paschatum und Großmannssucht sind für Partnerschaften keine guten Voraussetzungen – egal ob es sich um die traute Zweisamkeit von Paaren handelt oder um die Beziehungen zwischen Staaten. Der türkische Regierungschef Erdogan hat jetzt wieder einmal ein vielsagendes Beispiel für seine wenig ausgeprägte diplomatische Ader und seine an Unverschämtheit grenzende Art zu fordern geliefert.
Die Türkei werde die Beziehungen zur EU für die Dauer der Präsidentschaft der Zyprioten im Jahr 2012 einfrieren, dekretierte Erdogan. Mit denen werde die türkische Regierung nicht reden.
Es ist ganz egal, ob er mit dieser harschen Aussage den griechischen Zyprioten Druck machen will, damit im komplizierten Verhältnis zum türkisch dominierten Norden der Insel endlich etwas vorwärts geht oder nicht. Sein Tonfall und die türkische Art zu selektieren, wer Ansprechpartner ist und wer nicht, legt ein Großmachtgehabe offen, das an das osmanische Reich erinnert und nicht an einen demokratischen Staat, der guter Nachbar und sogar Mitglied der Europäischen Union sein will. Die EU bestimmt nämlich, wer den Hut der Präsidentschaft aufsetzen darf und wie die Spielregeln für eine Mitgliedschaft in ihrer Gemeinschaft sind. Das muss auch die Türkei akzeptieren. Wenn sie das nicht will, sollten die Europäer das Verhältnis zu diesem Staat in Kleinasien grundsätzlich überdenken. Das muss auch für das Angebot einer privilegierten Partnerschaft gelten.